Chronik Pfaffen-Schwabenheim

Am Fuße des Bosenbergs mit seinen Weinreben und umgeben von fruchtbaren Feldern liegt unser Dorf im rheinhessischen Weinland, nur wenige Kilometer von der Stadtgrenze Bad Kreuznach entfernt. Die sehr gute Verkehrsanbindung eröffnet den schnellen Weg in die Ballungszentren Mainz, Wiesbaden und Frankfurt. Auch die attraktiven Städte wie Ingelheim, Bingen, Kaiserslautern und Koblenz sind schnell mit dem Pkw zu erreichen. Im Zuge der Kreisreform wurde Pfaffen-Schwabenheim im Jahr 1969 aus dem Kreis Bingen dem Landkreis Bad Kreuznach zugeschlagen – bei gleichzeitiger Bildung der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach. Pfaffen-Schwabenheim hat heute ca. 1.300 Einwohner. Der Weinbau spielt in unserem Dorf noch immer eine Rolle, von der 520 Hektar großen Gemarkungsfläche sind 161 Hektar mit Reben bepflanzt, welche von Haupt- und Nebenerwerbswinzern bewirtschaftet werden.

Der Dorfkern ist geprägt von den ehemaligen Klostergebäuden und von Landwirtschafts- und Weinbaubetrieben mit alter Bausubstanz. An den unregelmäßigen alten Straßen, die alle zum Kloster führen, kann man erkennen, dass unser Ort ein hohes Alter aufweist. Der alte Dorfkern wird südlich, westlich und nördlich von Neubaugebieten umgeben, nach Westen schließt sich ein Gewerbegebiet an. 

Pfaffen-Schwabenheim verfügt über die Grundeinrichtungen eines modernen Dorfes: Grundschule, Turnhalle, Sportplatz, Kindertagesstätte, zwei schöne Kirchen, Gemeindehalle, Gemeindehaus, Spielplatz. Die verkehrsmäßige Anbindung ist durch die Omnibus-Linie Bad Kreuznach - Sprendlingen gesichert, außerdem verläuft die Autobahn fast vor unserer Haustür. 



Die Geschichte unseres Dorfes beginnt 765, damals wurde es erstmals urkundlich genannt. 
Ein Graf Cancro schenkte dem Kloster Lorsch einen im Wormsgau zu Suaboheim gelegenen Wingert. Später wurde aus Suaboheim, Swabheim, Swabnheim, Schwabenheim. Es wird vermutet, dass der Ort seinen Namen von schwäbisch-alemannischen Siedlern bekommen hat. Aus dieser frühesten Zeit ist nicht viel bekannt. 1248 wurde erstmals Pfaffen-Schwabenheim erwähnt zur Unterscheidung von Schwabenheim an der Selz. Schon im 11. Jahrhundert gehörte der Ort zu dem mächtigen Adelsgeschlecht der Grafen von Sponheim, welche in Kreuznach einen Amtmann zur Verwaltung der umliegenden Orte, also auch für Schwabenheim, eingesetzt hatten. 1044 begann die Geschichte des Klosters. Graf Eberhard von der Nellenburg und seine Mutter, Gräfin Hedwig von der Nellenburg gründeten das sogenannte Urstift als Frauenkloster. Gräfin Hedwig heiratete in zweiter Ehe den Grafen Eberhard II von Sponheim. Sie brachte ihren 12-jährigen Sohn aus erster Ehe mit nach Sponheim. Kurz vor der Rückkehr in seine schwäbische Heimat hat er die Stiftung als Eigenkloster der Grafen von Nellenburg getätigt. Die Enkelin des Stifters, Gräfi n Mechthild von Mörsburg, erbte das Kloster 1125 und brachte es als Heiratsgut in die Ehe mit Graf Meginhard von Sponheim ein. 1130 übertrugen Graf Meginhard und seine Frau das Kloster dem Erzbischof Adalbert von Mainz mit der Bedingung, dass dieses mit Chorherren des Augustinerordens besetzt werden soll. Die Vogtei blieb jedoch in der Hand der Sponheimer Grafen. Noch im gleichen Jahr zogen die Chorherren ein, sie wählten aus ihrer Mitte den Propst und den Ortspfarrer, der auch für die benachbarten Orte zuständig war. Der eigentliche Dorfherr war in der Sponheimer Zeit der Klosterpropst. Die Schwabenheimer mussten „ihrem“ Kloster Frondienste leisten, Getreide einfahren und in der Weinlese helfen. Die Mönche waren es auch, die den Weinbau besonders pflegten und dafür sorgten, dass der Schwabenheimer Wein schon damals weit über unsere Grenzen hinaus bekannt wurde. 1235 begann man mit dem Bau einer neuen Kirche im sogenannten Übergangsstil zur Gotik (Staufer-Stil). Aus dieser Zeit ist der Chor der Kirche erhalten geblieben, er zählt heute zu den bedeutendsten mittelalterlichen Baudenkmälern in Rheinhessen. Der Entschluss zum Kirchenneubau ist sicher auf die Wahl der Kirche als Erbbegräbnisstätte der Grafen von Sponheim (der Kreuznacher Linie) zurück zu führen. Zeugnis davon geben noch heute zwei Grabdenkmäler, die sich eingemauert in den Seitenwänden des barocken Langhauses befinden, dargestellt ist Graf Johann von Sponheim, gestorben 1340 sowie Graf Walram von Sponheim, gestorben 1380.

1279 fand die Auseinandersetzung des Grafen Johann I von Sponheim mit dem Erzbischof Werner von Mainz um den Besitz der isbeilicsche 18 19 Burg Böckelheim auf dem Plateau zwischen Schwabenheim und Sprendlingen in einer Feldschlacht ihren Höhepunkt. Dort hat der tapfere Kreuznacher Metzger Michel Mort unter Einsatz seines eigenen Lebens das Leben des Grafen Johann gerettet. Noch heute wird die Gewann „Am Michel Mort“ genannt. Die besiegten Sponheimer mussten sich nach Kreuznach zurückziehen.

Die Söldnerheere des Mainzer Erzbischofs eroberten Schwabenheim und plünderten das Kloster völlig aus. Der Pfaffen-Schwabenheimer Heimatdichter Wilhelm Zöller hat dem tapferen Kreuznacher mit dem Schauspiel „Michel Mort“ ein Denkmal gesetzt.

1437 starb die männliche Linie der Grafen von Sponheim aus, die Vogtei ging an deren Erben über, 2/5 gehörte dem Markgraf von Baden und 3/5 dem Kurfürst von der Pfalz. Die Verwaltung der Sponheimer Gebiete blieb weiterhin in Kreuznach, nun Kurpfälzer Amt genannt (1708 kamen durch einen Austauschvertrag mit Baden die Sponheimer Gebiete in den alleinigen Besitz der Kurpfalz). 1566 infolge der Reformation und der Einführung der Lutherischen Lehre in der Pfalz wurde das Kloster von beiden Landesherren, Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz und Markgraf Johann von Baden, aufgelöst. Die Geistlichen, die sich weigerten die reformierte Glaubens- lehre anzunehmen wurden vertrieben und die Klosterkirche wurde in eine reformierte Gemeindekirche umgewandelt. Ein herrschaftlicher Schaffner wurde beauf- tragt, den Besitz des Klosters zu verwalten, die beträchtlichen Vorräte an Getreide, Wein, Mast- und Zugvieh wurden versteigert, allein der Weinvorrat im Klosterkeller betrug 112 Stück (zum Vergleich, laut einer Aufstellung soll der jährliche Ertrag 11 Stück Wein betragen haben). 3/5 der Einkünfte wurden an die Kurpfalz und 2/5 an Baden abgeliefert.

1648 beendete der Westfälische Friede den Krieg, das Kloster und der Klosterbesitz gehörte wieder der Pfalz. Die Klosterkirche gehörte laut dem Friedensvertrag jedoch der Religionsgemeinschaft, in deren Besitz sie am 1.1.1624 war. Zu diesem Zeitpunkt besaßen die Reformierten die Klosterkirche, die ihnen nun auch weiter- hin gehörte. Sie verwehrten den Augustiner- Chorherren, die nach Einigung mit den Jesuiten 1648 wieder im Kloster eingezogen waren, den Zutritt zur Kirche und 1656 mussten die Mönche auch das Kloster wieder verlassen.

1688 nachdem die kurfürstliche Linie mit dem Kurfürsten Karl erlosch, erhob König Ludwig XIV von Frankreich Anspruch auf die Pfalz zugunsten seiner Schwägerin Liselotte von der Pfalz. Als der Anspruch zurückgewiesen wurde marschierte er mit 80.000 Mann ein und besetzte die Pfalz.

Eine gesamteuropäische Koalition von Gegnern konnte die Franzosen wieder zurück- drängen. Vor ihrem Abzug 1689 verwüsteten sie jedoch die Pfalz, auch das Pfaffen-Schwabenheimer Kloster brannte bis auf die Grund- mauern nieder. Inzwischen hatte 1685 die katholische Wittelsbacher Linie Neuburg die Kurwürde in der Pfalz erlangt. Die Klosterkirche wurde Simultankirche und somit von beiden Konfessionen genutzt, für die katholische Kirchengemeinde übernahmen Karmeliter aus Kreuznach den Dienst. Die bis dahin selbständige reformierte Gemeinde hatte es schwer und sah sich wegen der finanziellen Lage gezwungen 1693 eine Filiale von Bosenheim zu werden, dies blieb sie bis zum Jahre 1983. Ab diesem Zeitpunkt bildete Pfaffen-Schwabenheim mit Badenheim und Pleitersheim eine Kirchengemeinde. 

1697 sandte der Prior des Augustiner-Chorherrenstiftes Eberhards-Clausen, bei Wittlich den Pater Ignaz Antonius Martels nach Pfaffen-Schwabenheim. Er pachtete von der Kurpfalz die ehemaligen Klostergüter und konnte nun wieder ein Konvent errichten und die Augustiner-Chorherren konnten wieder in Pfaffen- Schwabenheim Einzug halten. Pater Martels wurde deren Probst bis zu seinem Tode 1740. In seiner Amtszeit wurden die noch heute vorhandenen barocken Klostergebäude gebaut, zahlreiche Innenräume waren mit schönen Stuckdecken versehen, von denen heute noch einige vorhanden sind. Mit Hilfe des Pfalzgrafen Johann Wilhelm renovierte er den Chor der Kirche und baute das barocke Langhaus in seiner heutigen Form an. Der barocke Innenausbau wurde überwiegend von kurpfälzischen Künstlern gestaltet. An diese Zeit erinnert das Wappen des Kur- fürsten im Altar und im Kreuzgewölbe des Chors mit Inschrift: „Mit himmlischer Hilfe und Zustimmung der Pfalzgrafen Johann Wilhelm – man sei ihm stets dankbar – ist diese uralte Basilika wieder hergestellt worden, 1712“.

 

Als Prior Martels 1740 starb wurde er in der Kirche beigesetzt, sein Grab befindet sich unter der Empore Von 1797 - 1814 wurden infolge der französischen Revolutionskriege die linksrheinischen Gebiete französisch, nun war jeglicher Gottesdienst unmöglich. . In Pfaffen-Schwabenheim wurde ein Freiheitsbaum gepflanzt. Die christliche Lehre wurde durch einen Vernunfts- und Nationalkult ersetzt und die christliche Zeitrechnung wurde abgeschafft. Alle Klöster wurden säkularisiert und der kirchliche Besitz wurde eingezogen. 

 

1802 wurde auch das Pfaffen-Schwabenheimer Kloster endgültig aufgelöst, die Klostergebäude wurden 1822 für 8000 Gulden an mehrere Pfaffen-Schwabenheimer Bürger verkauft. Sie sind ja nach Besitzer mehr oder weniger gut erhalten.

Jakob Diegel II war Bürgermeister in der Zeit von 1842 bis 1849. Von 1862 bis 1866 war er Landesabgeordneter im Großgerzogtum Hessen  - Darmstadt,

Zur Erinnerung an den Sieg gegen Frankreich 1870 bis 1871 wurde in der Dorfmitte ein Gedenkstein errichtet auf dem der Name der Pfaffen-Schwabenheimer Männer, die an dem Feldzug teilgenommen haben, vermerkt sind. Der Obelisk - der in 2015 eine Sanierung erfahren hat - kann besichtigt werden.

 

 

1883 gründeten einige Männer getreu der Idee von Turnvater Jahn den Turnverein PfaffenSchwabenheim. Der Verein nennt sich heute Turn- und Sportverein 1883 Pfaffen-Schwabenheim e.V. und bietet mit seinen Abteilungen Fußball, Kinderturnen, Frauengymnastik, Männergymnastik und Skiabteilung seinen Mitgliedern ein vielseitiges Angebot zur Körperertüchtigung. Ein herausragendes Ereignis war in der Vereinsgeschichte sicherlich der Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Tauziehen im Jahr 1926, die in Köln stattfand. Bürgermeister Johann Eibach war während seiner Amtszeit von 1898 - 1933 viele Jahre Landtagsabgeordneter in Darmstadt. 1908 baute die evangelische Kirchengemeinde eine neue Kirche. Die Klosterkirche wurde nun von der katholischen Kirchengemeinde zur alleinigen Nutzung übernommen. Die evangelische Kirche wurde von dem Architekten Professor Pützer aus Darmstadt geplant. C. Bronner aus Mainz beschreibt sie in seinem Artikel über das Dorf Pfaffen-Schwabenheim wie folgt: „Eines Besuches wert ist noch die neue evangelische Kirche von Pützer. Nicht nur ihr Äu- ßeres ist recht ansprechend, noch schöner und sehr stimmungsvoll ist das Innere. Dieses Gotteshaus gereicht der evangelischen Gemeinde, die opferwillig die nötigen Mittel größtenteils aufbrachte, zur Zier und Ehre.“ 1909 wurde der evangelische Kirchenchor gegründet und feiert 2009 seinen 100-jährigen Geburtstag mit 22 aktiven und 52 inaktiven Mitgliedern.

 

1914-1918 tobte der 1. Weltkrieg, auch viele Pfaffen-Schwabenheimer Männer mussten in den Krieg ziehen. Von ihnen kamen 22 nicht mehr in ihren Heimatort zurück. Zu ihrem Gedenken wurde 1930 ein Ehrenmal errichtet, das heute auf dem Friedhof zu finden ist. Die linke Rheinseite war nun bis 1930 wieder von den Franzosen besetzt. Mit Ende des 1. Weltkrieges war auch das Großherzogtum Hessen-Darmstadt von der politischen Bühne verschwunden. Pfaffen-Schwabenheim war nun dem Freistaat Hessen zugeordnet und gehörte zum Landkreis Alzey. 1930 wurde für den Turnverein eine Turnhalle gebaut. Die evangelische Kirche von 1908 Ein altes Haus mit kleinen Fenstern 22 23 1939 - 1945 während des 2. Weltkrieges mussten wieder viele Pfaffen-Schwabenheimer Männer in den Krieg ziehen, auch diesmal trauerten die Dorfbewohner wieder um 53 Soldaten, die nicht mehr nach Hause kamen. Auch ihre Namen wurden zum Gedenken auf dem Ehrenmal von 1930 vermerkt. Nach 1949 und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurden wir „Rheinland-Pfälzer“ und gehörten bis 1969 dem Landkreis Bingen an. Die Verwaltungsreform 1969 ordnete die Gemeinde dem Kreis Kreuznach zu.